In unserem Kulturkreis ist die Kundalini eher bekannt als die Schlange, die sich an dem Äskulapstab oder auch am Hermesstab emporwindet. Seinen Namen hat der Stab von dem Gott der Heilkunde, Asklepios. Heute ist dieser Stab das Symbol des ärztlichen und pharmazeutischen Standes.
Die griechische Mythologie beschreibt, dass der Gott Asklepios immer eine Äskulapnatter dabeihatte, die sich um seinen Wanderstab ringelte, wenn er auf dem Weg zu den Kranken war.
Auch die Göttin Athena wird auf manchen Darstellungen mit der Schlange in der Hand gezeigt. Auch in anderen Kulturen als der griechischen wurden Götter, insbesondere weibliche Göttinnen mit der Schlange in Verbindung gebracht. Seit dem Altertum ist die Schlange, insbesondere die Äskulapnatter, Symbol der Heilkraft.
Die indische Mythologie sagt, dass es die große, weibliche Kraft des Universums, Adi Shakti, war, die den Menschen die Schlangenkraft „Kundalini“ eingehaucht hat.
Seit vielen tausend Jahren wird das Wissen um die Kundalini Energie in Indien gehütet. Die Kundalini wird als Schlangenkraft bezeichnet, die zusammengerollt in unserem Kreuzbein schläft. Sie liegt dort in dreiundeinhalb Umdrehungen zusammengerollt und wartet auf ihre Erweckung. Interessanter Weise glauben die Inder, dass durch diese Kundalini alle Krankheiten geheilt werden können. Sie ist unsere Essenz auf feinstofflicher Ebene. Die Kundalini hat die Kraft unseren feinstofflichen Energiekörper in einer Art und Weise zu harmonisieren, dass sowohl Physis als auch Psyche dadurch geheilt werden.
Die Heillehre der Kundalini bezieht sich auf ein System bestehend aus 3 Hauptnadis (Energiekanälen) und 7 Chakras (Energiezentren), die sich in unserem Inneren befinden. Interessanter Weise liegen die Energiezentren konform mit den uns auf physischer Ebene bekannten Nervengeflechten.
So lokalisieren wir z.B. das Manipura-Chakra kongruent zum Solarplexus, das Herz-Chakra kongruent zum Plexus cardiacus etc. Jedes dieser Chakren ist verbunden mit verschiedenen Organen und versorgt diese mit frischer Energie. Chakra bedeutet auch „Rad“. Durch ihre Rotation führen diese „Räder“ unserem System und den Organen frische Energie zu. Ist die Rotation gestört, sind die Organe unterversorgt und erkranken. Neben dem rein physischen Aspekt steuern die einzelnen Energiezentren unterschiedliche Ebenen und Aspekte unserer Psyche.
In der Psychosomatik geht man davon aus, dass Psyche und Körper zusammenhängen und einander bedingen. Die Psychosomatik behandelt Krankheiten und Leidenszuständen, die vor allem durch das Zusammenspiel von körperlichen, psychischen und sozialen Faktoren verursacht sind. Die Kundalini-Forschung geht davon aus, dass es noch einen weiteren Aspekt gibt, der unsere Gesundheit nachhaltig beeinflusst: Der spirituelle Aspekt. Die Spiritualität ist verknüpft mit dem Chakra, diese wiederum mit der Psyche, der Physis und unserem sozialen Umfeld. Das bedeutet, dass eine Dysfunktion auf einer dieser Ebenen immer auch die anderen in Mitleidenschaft zieht.
Die indische Philosophie des Yoga sieht den menschlichen Körper als den wichtigsten Träger/ Übermittler verschiedener Formen der Erfahrung. Eingeschlossen sind außergewöhnliche Erfahrungen und auch Gotteserfahrungen. Somit ist der Körper nicht nur eine Struktur aus Fleisch und Knochen, sondern ein Empfänger und Spiegel für transzendente, segensreiche höhere Bewusstseinszustände. Die vollkommensten Momente und die leibhaftige Erfahrung von Glück werden durch unseren Körper und seine Reaktionen spürbar. Dieses geschieht durch die körperliche Reaktion auf die Erkenntnis und Erfahrung des „Einssein“, das auflösen der Grenzen der eigenen Individualität. Wir erkennen, dass wir mit allen Planeten, Pflanzen, Tieren und auch Menschen „Eins“ sind. Der Mensch ist ein vollkommener Kosmos, ein Micro-Kosmos, in dem sich der gesamte Makrokosmos wiederspiegelt. Microkosmos und Makrokosmos sind identisch. Diese Wahrheit kann nur auf der feinstofflichen Ebene der Chakren erfahren werden. Wenn wir den Zugang zu dieser Ebene bekommen, wird Wahrheit zu einer Empfindung. Durch Erkenntnis geschieht Heilung.
Der Mensch ist Ebenbild Gottes, diese Wahrheit am eigenen Leib zu erfahren wird durch die Erweckung der Kundalini möglich.
Wird die Kundalini erweckt, steigt sie durch 6 Chakren bis ins Sahasrara Chakra, welches im limbischen Bereich des Gehirns sitzt, auf. Dort verbindet sie sich mit der universellen Energie, der Adi Kundalini oder Adi Shakti. Durch die Verbindung wird das ganze System, bestehend aus den verschiedenen Nadis und Chakren, erleuchtet und fühlbar auf unserem Nervensystem. Die Kundalini beginnt die Chakren zu reinigen, störende Energien und Blockaden an das große Feld der Adi Shakti abzugeben. Die Chakren werden geputzt und können so Schritt für Schritt immer besser das Licht bzw. die Erkenntnis wiederspiegeln.
Somit ist der Körper Instrument für das Göttliche, um sich auszudrücken und bei uns gegenwärtig und fühlbar zu werden. Je perfekter, störungsfreier unser Körper funktioniert, desto höher steigen wir im Bewusstsein, in der Erkenntnis und im Wohlbefinden. Der Idealzustand ist die vollkommene Reflektion des Absoluten. Ein Mensch, der diesen Zustand erreicht ist komplett heil oder heilig. Er hat weder physische noch psychische Krankheiten
Im Umkehrschluss heißt dies aber auch: je weiter wir uns von diesem Idealzustand wegbewegen, umso unreiner und kranker werden wir. Alle Verunreinigungen auf grob- oder fein stofflicher Ebene bedeuten eine schlechtere Form des Wohlbefindens und sind ein Schritt in Richtung Unheil oder Krankheit. Auf grobstofflicher Ebene kann diese Verunreinigung durch Aufnahme von Giften in Nahrung oder Umwelt ausgelöst werden. Auf der psychischen Ebene kann eine Blockade oder Verunreinigung durch Stress oder emotionale Belastungen im näheren sozialen Umfeld ausgelöst werden. Ebenso beeinflusst jede Form von unreinen, negativen Gedanken alle anderen Ebenen und führt zu weiteren Dysfunktionen.
Die Kundalini Erfahrung verbindet uns mit unseren inneren Werten und unserer gesunden Intuition. Ist dieses feine Messinstrument aus vielen kleinen Nadis und den Chakren aktiviert, spüren wir intrinsisch, was uns guttut und was nicht. Zusätzlich, zu dieser gesunden Intuition, unterstützt die Kundalini uns bei der Reinigung der Energiezentren wie oben beschrieben. Die subtile Reinigung auf Energieebene zieht automatisch eine Reinigung der anderen Ebenen nach sich. Unser Gemüht hellt sich auf, die Organe gesunden und unsere Gedanken werden automatisch positiver. Unheile Dinge in uns können auf natürliche Art und Weise heilen.
Die Heilungen sind oft so subtil, plötzlich und unerwartet, dass die Patienten es selber kaum glauben können. Prof. Dr. Umesh C. Rai beschreibt in seinem Buch “Medical Science Enlightend” die neue Sicht auf die Medizin, ausgehend von einem vibratorischen Bewusstsein. Lange Jahre war er Direktor des International Sahaja Yoga Research and Health Center/ Mumbai und konnte dort viele spontan Heilungen protokollieren. Weitere, diese Theorie unterstützende Untersuchungen wurden von Prof. Dr Ramesh Manocha an der Universität von Sydney in der Fakultät für Medizin und Gesundheit durchgeführt. Sie belegen diese Theorien. Schon in den 90er Jahren wurden nennenswerte Ergebnisse zum Thema Heilung durch Kundalini-Erweckung veröffentlicht. Bereits 1932 hat der berühmte Tiefenpsychologe C.G Jung Lesungen gehalten und Studien veröffentlich zu dem Thema Kundalini und Psychologie. Der breiten Masse hat allerdings erst Sri Mataji Nirmala Devi seit 1970 dieses Wissen zugänglich gemacht. In vielen hundert Vorträgen hat sie die feinsten Zusammenhänge erläutert und Kundalini-Erweckung zu vielen tausend Menschen gebracht. Bis heute lehrt die, von ihr begründete Yoga-Form „Sahaja-Yoga“, fast überall auf der Welt die Geheimnisse der Kundalini und deren Anwendung, zum überwiegenden Teil in englischer Sprache.